Wer 30 Jahre als Schiedsrichter einen guten Job macht, hat eine besondere Auszeichnung verdient. Der Hohenlockstedter Reinhold John durfte zwar nie höherklassig pfeifen, gehört aber zu den Beliebtesten seiner Zunft im Kreis. Als „Mädchen für alles“ im Schiri-Ausschuss hat John auch als 68-Jähriger noch große Verantwortung. Nun durfte er sich ausnahmsweise mal zurücklehnen und sich auf der Jahresfeier der hiesigen Unparteiischen als Steinburger Schiedsrichter des Jahres 2016 ehren lassen.
John ist damit wahrscheinlich der letzte Steinburger Schiri, dem dieser spezielle Titel verliehen wird, denn nach der Fusion mit Dithmarschen dürfte es in den kommenden Jahren nur noch eine
kreisübergreifende Auszeichnung geben. Als Nachwuchsschiri des Jahres wurde Nicole Zabinski geehrt.
Steinburgs „oberster Schiedesrichter“ Reinhold Lange, der nach dieser Saison aufhören will, machte für die Ehrung seines Stellvertreters im Schiri-Ausschuss schon mal einem jüngeren Kollegen
Platz. Nicki Bornhold, bei dem Reinhold John im vergangenen Jahr noch an der Linie assistierte, musste übernehmen. Durch die gemeinsame Arbeit im Gespann sind Bornhold und John gute Freunde
geworden, was Lange dazu veranlasste, in den Hintergrund zu treten. Vor vier Jahren war Reinhold John vom 1. FC Lola zu Rot-Weiß Kiebitzreihe gewechselt und damit seinem Gespannführer
gefolgt.
Ursprünglich ist John Rheinländer, was ihm durchaus anzumerken ist. Zwar nicht als rheinische Frohnatur, dafür umso mehr durch trockenen Humor. Als Fünfjähriger hatte John in Düsseldorf mit dem
Fußballspielen begonnen. Der Beruf als Offizier bei der Bundeswehr führte ihn 1983 ins damalige Munitions-
depot nach Hohenlockstedt, wo er fortan für den 1. FC Lola kickte. Bei einem Hallenturnier wurde er schließlich von Karl-Friedrich Spiecker als Schiri „angeworben“. Im Januar 1986 absolvierte
John daraufhin erfolgreich den Anwärterlehrgang und ist seitdem Steinburger Schiedsrichter. 1989 folgte allerdings eine längere Pause, weil die Bundeswehr ihn nach Bonn beorderte. Drei Jahre
spielte er in der ehemaligen Bundeshauptstadt Kreisliga und danach von 1992 bis 2002 beim TSV Rieden in der A-Klasse, ehe er nach Hohenlockstedt zurückkehrte, wo er mittlerweile ein Haus besitzt.
Bei seinem alten Club FC Lola nahm er den Schiri-Job in Steinburg wieder auf. Höher als auf Kreisebene durfte John allerdings nie selbst pfeifen. Das hatte einen speziellen Grund,
denn als Spieler war er einmal wegen Schiri-Beleidigung vom Platz geflogen. „Zu Unrecht“, wie er anmerkt. Es habe eine Verwechselung vorgelegen, was vor dem Kreisgericht von mehreren Zeugen
bestätigt worden sei. „Das fand allerdings keine Beachtung. Der Schiri hatte damals natürlich immer Recht“, schmunzelt John.
Trotz dieser Vorgeschichte durfte der Hohenlockstedter aber 2006 die Lehrarbeit übernehmen und ist auch 2017 wieder federführend beim Anwärterlehrgang, der am 7. Januar in Kellinghusen beginnt.
„Das wird mein letzter Lehrgang. Ich hoffe, dass sich viele melden“, macht der 68-Jährige Werbung für die Veranstaltung und kündigt zugleich seinen Rücktritt zum Saisonende an. Neben der
Lehrarbeit war John auch stellvertretender Schiri-Ansetzer und beerbte im vergangenen Jahr seinen „Ziehvater“ „Fiete“ Spiecker als stellvertretender Vorsitzender im
Kreisschiedsrichterausschuss.
Als besonderes Highlight seiner Schiri-Karriere bezeichnet Reinhold John die Berufung als Assistent im Team von Nicki Bornholdt beim Benefiz-Spiel der Itzehoer Stadtauswahl gegen den FC St. Pauli
für die Opfer der Gasexplosion in der Schützenstraße. „Das war ein tolles Event mit äußerst sympathischen Hamburger Profis“, erinnert er sich immer wieder gern an diesen Abend im Itzehoer
Stadion.
Neben John wurde Nicole Zabinski als Nachwuchsschiri des Jahres geehrt. Die 20-Jährige ist eigentlich Dithmarscherin und hat sich zusammen mit ihrem Vater Pavel erst vor zwei Jahren dem
Steinburger Verband angeschlossen. „Es ist großartig, dass mir hier so viel Vertrauen entgegen gebracht wird, obwohl ich noch gar nicht lange hier bin“, strahlt Zabinski, die
auch schon in Dithmarschen Nachwuchsschiri des Jahres war. Die gebürtige Nordhastedterin hat es in ihren jungen Jahren schon weit gebracht, pfeift selbst Frauen-Regionalliga sowie
B-Juniorinnen-Bundesliga und steht als Assistentin bei der Bad Schwartauerin Mirka Derlin in der Frauen-Bundesliga an der Linie. Zabinskis Ziel ist selbst einmal in die Bundesliga aufzusteigen.
„Jeder der mal dabei war, möchte noch eine Stufe höher. Aber das ist sehr schwer“, sagt Zabinski. Nächste Stufe sei erst einmal die zweite Liga.
Viel gelernt habe sie von ihrem Vater, bei dem sie zuerst an der Linie gestanden habe. „Er hat mich ins kalte Wasser geworfen und einfach bei den Schiedsrichtern angemeldet“. Sie habe erst ein
wenig Unbehagen gehabt, dann aber Gefallen am Pfeifen gefunden. Zwar hat Nicole Zabinski selbst auch Fußball bei den B-Juniorinnen des TSV Nordhastedt gespielt, kommt aber eigentlich vom
Handball. Für den MTV Tellingstedt war sie 13 Jahre aktiv, bis schließlich die Schiedsrichterei den Vorrang bekam. Beruflich absolviert Zabinski, die für den TSV Beidenfleth pfeift,
eine Lehre bei der Volksbank Elmshorn, weshalb sie ihren Wohnort nach Tornesch verlegt hat.
Ehrungen
Gleich sechs Ehrennadeln haben KFV-Vorsitzender Werner Papist und Kreisschiedsrichter-Obmann Reinhold Lange an Steinburger Unparteische verliehen. Die SR-Nadel in Bronze
erhielten Tobias Kossiski (TSV Brokstedt) und Benjamin Hübner (TSV Wacken). Mit Silber wurden Jörn Jansen (TSV Beidenfleth) Sebastian Chilcott (SV Peissen) und Nicki Bornholdt (Rot-Weiß
Keibitzreihe) ausgezeichnet. Sven Martens (TV Gut-Heil Wrist) bekommt die goldene SR-Nadel. Eine DFB-Urkunde wurde darüber hinaus an Andreas Dierks (VfR Horst) übergeben.
Text: Reiner Stöter